Als ausgesprochen dringend zu lösendes Problem sehen die Seniorenräte mehrerer südniedersächsischer Städte den Zustand und die Erreichbarkeit öffentlicher Toilettenanlagen in den Innenstädten an. Das gelte auch und besonders für die Northeimer Innenstadt, erklärte Dr. Immo Lawaczeck, Vorsitzender des Seniorenrates Northeim, zu Beginn der jüngsten öffentlichen Sitzung des Gremiums im Alten- und Pflegeheim der Inneren Mission in Norrheim.
Dr. Lawaczeck forderte Bürgermeister Simon Hartmann, der erstmals an einer Seniorenratssitzung teilnahm, auf, die öffentlichen Toiletten, die in der Vergangenheit in der Versenkung verschwunden seien, der Bevölkerung wieder zur Verfügung zu stellen. Bürgermeister Hartmann versicherte: „Die Lösung des Problems treibt es um“. Er erinnerte sich gemeinsam mit einigen Seniorenratsmitgliedern an die Zeit, als der unvergessene Otto Beste mit dem Mofa in Northeim unterwegs war, um die Öffentlichen WC zu reinigen. Als nicht hinnehmbar bezeichnete Hartmann das Schild an einer aufgegebenen Anlage mit der Aufschrift „Aus Kostengründen geschlossen. Der Bürgermeister. 2003“. Der jetzige Amtsinhaber räumt ein, manchmal bedürfe es eines Impulses, um die Lösung eines Problems anzusteuern. Diesen Impuls habe es jetzt gegeben. Er verwies darauf, zwei WC-Anlagen in Northeim seien betreut in Betrieb: Am P+R-Parkplatz am Bahnhof und am Markt. Die beiden Anlagen am Tourlaviller Wall und am Mühlenanger seien dagegen geschlossen. Ebenso die Anlagen in der Unteren Straße und am Adolf-Hueg-Wall, die allerdings nicht sanierungsfähig seien.
Zur schnellen Lösung des Problems strebt Bürgermeister Hartmann an, die Toiletten in städtischen Einrichtungen wie Jugendherberge, Medienzentrum, Stadthalle und Bürgerbüro für Einheimische und Touristen zugänglich zu machen. Er möchte ein Gesamtpaket schnüren, in das auch Supermärkte, das City Center, Polizei und Katasteramt eingebunden werden. Es gehe um eine gute Erreichbarkeit der Toilettenanlagen, die mit Wickeltischen ausgestattet sein sollten, um von jungen Familien mit kleinen Kindern genutzt werden zu können. Hartmann kündigte neue große Stadtpläne an zentralen Stellen in Northeim an, auf denen auch die Toiletten ausgewiesen werden sollten.
Aus der Versammlung heraus wurde die Forderung laut, bevor Faltpläne gedruckt würden, sollten die WC-Anlagen erst einmal deutlich ausgeschildert werde. Der Seniorenrat nahm die Pläne des Bürgermeisters zur Kenntnis, allerdings betonte Vorsitzender Dr. Lawaczeck, man werde am Ball und am Thema bleiben und Fortschritte bei der Problemlösung genau beobachten.
Zweites zentrales Thema des Seniorenrates war ein fehlendes Rollstuhltaxi in Northeim. Das Gremium versuchte herauszufinden, warum es in der Stadt Einbeck zwei Rollstuhltaxis gibt, in Northeim aber kein einziges. Das wird als unbefriedigende Situation angesehen. Die Altenheimbewohnerin Annelie Quadt-Höltzl schilderte dem Seniorenrat ihre vergeblichen Bemühungen, für ihren Ehemann im Rollstuhl eine Fahrgelegenheit zu einer Familienfeier zu bekommen. Kein Northeimer Taxiunternehmer sei bereit gewesen, ihren Mann zu fahren. Einmal sei ihr geraten worden, einen Elektrorollstuhl zu benutzen.
Seniorenratsvorsitzender Dr. Lawaczeck verwies auf die Beförderungspflicht der Taxiunternehmen. Da kein Taxifahrer eine Extraausbildung benötige, um Menschen im Rollstuhl zu fahren, dürfe kein Beförderungswunsch abgelehnt werden.
Dr. Lawaczeck kündigte an, der Seniorenrat werde sich an den Landkreis Northeim wenden, der die Taxi-Lizenzen erteilt, und darauf drängen, dass bei künftigen Lizenzvergaben das Vorhalten eines Rollstuhltaxis vorgeschrieben wird. Bürgermeister Hartmann versprach, den Seniorenrat bei seinem Bemühen zu unterstützen.