Der junge Mann aus Großenrode ist nicht allein: Mit ihm zusammen hat Patrick Reinecke die drei Jahre dauernde Ausbildung begonnen. Die Stadt Northeim bietet erstmals das Berufsbild Straßenwärter an. Auch für Henning Müller ist zurzeit Premiere. Der 48-jährige Mitarbeiter der Abteilung Technische Dienste der Stadt Northeim ist der Lehrmeister der beiden jungen Männer, er bildet zum ersten Mal Straßenwärter aus. Mehrere Maurer hat der gelernte Maurermeister schon zur Gesellenreife gebracht. Aber Straßenwärter? Nein, die noch nicht. Er freut sich auf die neue Herausforderung. „Wir sind bestrebt, qualifizierten Nachwuchs zu gewinnen, der später in verschiedenen technischen Bereichen eingesetzt werden kann“, sagt Jörg Dodenhöft, allgemeiner Vertreter der Stadt Northeim.
An diesem Vormittag sind Immanuel Neumann und Patrick Reinecke gemeinsam im Einsatz. Das ist eher die Ausnahme. In den Wallanlagen pflastern sie einen Weg neu mit Steinen. Dieser hatte sich abgesenkt, eine Stolperfalle zu einer Brücke war entstanden. Die beseitigen die Straßenwärter-Azubis jetzt. Wertvolle Tipps, wie sie die Pflastersteine am Besten verlegen sollen, erhalten die Lehrlinge dabei von erfahrenen Mitarbeitern der Abteilung Technische Dienste wie beispielsweise Uwe Bode. Der 62-Jährige arbeitet seit 35 Jahren bei der Stadt Northeim, kennt jeden Stein.
Immanuel Neumann hatte nach dem Realschulabschluss zunächst eine Landwirtschaftslehre begonnen. Doch das war nichts für ihn, hat der 20-Jährige erkannt – und sich nach Alternativen umgeschaut. Einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb, in den er später hätte einsteigen können, hat seine Familie ohnehin nicht. Da kam die Ausschreibung der Stadt Northeim gerade recht. „Teamarbeit im Freien bei fast allen Witterungslagen“ war dort als Einstellungsvoraussetzung angegeben. Handwerkliches Geschick und eine gute Konstitution sind ebenso gefragt. Das passt, sagte sich Neumann. Auch Patrick Reinecke fand die Beschreibung der Ausbildungsinhalte attraktiv. „Das sind alles Dinge, die ich gerne mache“, sagt der 24-jährige Kalefelder. Er war zuvor drei Jahre lang Lkw gefahren und hatte wie sein Azubi-Kollege eine landwirtschaftliche Lehre begonnen.
Die Tätigkeitsfelder von Straßenwärtern sind vielfältig: Grünanlagen pflegen, Verkehrsschilder aufstellen, Fahrbahnen markieren oder Schlaglöcher stopfen – alles das haben die beiden Azubis in ihren ersten Wochen bereits gemacht. Für Immanuel Neumann kein Problem: „Ich mag die Abwechslung.“
Neben der betrieblichen Ausbildung bei den Technischen Diensten der Stadt Northeim werden die angehenden Straßenwärter 22 Wochen das Ausbildungs-zentrum der Bauwirtschaft in Mellendorf besuchen. Dort lernen sie beispielsweise Arbeitsschritte zu planen, die richtigen Werkzeuge für bestimmte Aufgaben auszuwählen und Material- und Zeitbedarf zu ermitteln. Außerdem werden die Azubis 36 Wochen Blockunterricht in den Berufsbildenden Schulen in Cadenberge in der Nähe von Cuxhaven absolvieren. Knapp 800 Euro verdienen Straßenwärter-Azubis im ersten Lehrjahr, im zweiten etwa 50 Euro mehr, im dritten sind es dann 890 Euro. Die Stadt Northeim bezahlt Tariflohn.
Das Hauptarbeitsfeld erwartet die zwei Straßenwärter-Auszubildenden noch: der Winterdienst. Mehrere Monate auch in der Ausbildung werden sie Northeims Straßen und Wege von Schnee und Eis befreien. Dann werden die ansonsten üblichen Arbeitszeiten von 7 bis 16 Uhr davon abhängen, wie hart der kommende Winter wird: Wenn’s schneit, geht’s für die Straßenwärter-Azubis natürlich früher aus den Federn. Teamarbeit im Freien bei allen Witterungslagen eben.