Damit diese Frage künftig nicht mehr gestellt wird, wurde am Mittwoch, 21.10.2020, unter das Straßenschild der Anna- und Ottilienstraße eine erklärende Zusatzinformation angebracht. Die Tafel enthält in der 1. Zeile den Namen und das Geburts- sowie das Sterbejahr. In der 2. und 3. Zeile wichtige Funktionen und Daten in Kurzform.
Weitere Erklärungstafeln zu Straßennamen sind geplant, z.B. für Marie Willerding, Robert Schnabel oder Carl Querfurt und Johannes Letzner.
Infos zu Ottilie Gelpke
Ottilie Gelpke wurde am 29. September 1863 in Celle geboren. Sie war die Ehefrau des am 9. August 1858 in Dommitzsch/Kr. Torgau geborenen Sanitätsrates Dr. med. Johannes Gelpke und bereits vor der Jahrhundertwende in Northeim ansässig. Zwischen 1921 und 1936 wohnte sie in der Wallstraße 35. Seit ca. 1912 war sie über viele Jahre hinweg Vorsitzende des Vereins für Frauenbildung Northeim.
Nach dem politischen Umbruch von 1918/19, der die Einführung des Frauenwahlrechts mit sich brachte, engagierte sich Ottilie Gelpke auch politisch. Bei den Stadtratswahlen im März 1919 kandidierte sie auf Listenplatz 8 für die bürgerliche „Liste Helmich“ und wurde ins Bürgervorsteherkollegium gewählt. Als dessen Mitglied gehörte sie dem Armenkollegium, der Friedhofskommission, der Museumskommission und dem Kuratorium der Richenzaschule an.
Ihr zu Ehren als erster Frau, die in den Northeimer Stadtrat einzog, beschloss das Bürgervorsteherkollegium (heute Rat) am 23. Juni 1921 den unterhalb des Sultmer gelegenen Straßenzug von der Scharnhorststraße bis zum Reservelazarett den Namen „Ottilienstraße“ zu geben.
Bei den Gemeindewahlen im Mai 1924 kandidierte Ottilie Gelpke sogar als Listenführerin der „Bürgerlichen Vereinigung“ und wurde erneut zur Bürgervorsteherin gewählt. Nach zwei Jahren jedoch schied sie am 15. Mai 1926 wieder aus dem Bürgervorsteherkollegium (Rat) aus, nachdem ihr Ehemann am 12. November 1925 verstorben war. Seitdem trat sie lokalpolitisch nicht mehr in Erscheinung und wohnte bei ihrem Sohn, dem Arzt Hans Gelpke in der Wallstraße 35.
Ottilie Gelpke verstarb am 1. September 1944 in Göttingen im Alter von 80 Jahren
Infos zu Anna Schlüter
Anna Schlüter wurde am 27. April 1886 in Northeim als Tochter des Handarbeiters Wilhelm Rausch und seiner Ehefrau Louise Rausch, geb. Tacke, geboren. Die gelernte Schneiderin war verheiratet mit dem am 20. November 1883 in Schildesche/Kr. Bielefeld geborenen Bahnarbeiter Gustav Schlüter und Mutter von drei Kindern. Zwischen 1913 und 1921 wohnte sie mit ihrer Familie Am Markt 11.
Im März 1919 kandidierte Anna Schlüter bei den Bürgervorsteherwahlen auf Listenplatz 12 für die Liste der SPD und wurde als Nachrückerin am 27. November 1919 ins Bürgervorsteherkollegium (heute Rat) gewählt. Als dessen Mitglied gehörte sie der Lebensmittelkommission an. Dem Rat gehörte sie bis zum 30. März 1922 an, als ihr Ehemann nach Kreiensen versetzt wurde und sie deshalb aus Northeim fortzog.
Ihr zu Ehren als zweiter Bürgervorsteherin der Stadt Northeim beschloss das Northeimer Bürgervorsteherkollegium am 23. Juni 1921 der neuen Verbindungsstraße zwischen der Göttinger- und der Güterbahnhofstraße den Namen „Annastraße“ zu geben. Diese Straßenbenennung hatte jedoch zunächst nur bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten Bestand als die „Annastraße“ am 13. April 1933 nach der damaligen NS-Frauenschaftsführerin in „Elsbeth-Zander-Straße“ umbenannt wurde. Nach Kriegsende erhielt die Straße jedoch wieder ihren alten Namen „Annastraße“ zurück, den sie bis heute behalten hat.
Anna Schlüter verstarb am 30. Juli 1971 im Alter von 85 Jahren in Anderten (Hannover)