24 Esskastanie

Castanea sativa

Buchengewächse

Süd- und Westeuropa; Baum des Jahres 2018

Das Besondere an diesem Baum sind seine stacheligen Früchte im Herbst.

Seit über 30 Jahren hebt das Kuratorium „Baum des Jahres“ eine Baumart auf das Podest. Mit der Esskastanie hat es im Jahr 2018 möglicherweise den Baum der Zukunft gewählt.

Wenn sich in unseren Breiten das Klima in Richtung niederschlagsreich, sommerwarm und wintermild verändern sollte, hätte die Esskastanie die Chance, nicht nur wie bisher Parks und Gärten zu schmücken, sondern auch in Laubmischwäldern eine Rolle zu spielen. Entsprechende Versuche zur forstlichen Nutzung der Esskastanie laufen bereits.

Bei den Esskastanien, auch Edelkastanien genannt, handelt es sich um bis zu 30 Meter hoch werdende Laubbäume aus der Familie der Buchengewächse. Trotz der Namensähnlichkeit sind sie nicht mit den Rosskastanien verwandt, die zur Familie der Seifenbaumgewächse gehören. Sie können über 500 Jahre alt werden und blühen erstmals im Alter von 25 – 30 Jahren.

Häufig findet man die Edelkastanie, die vermutlich aus Südwestasien stammt, im Mittelmeergebiet.

Zusammen mit dem Wein brachten sie die Römer nach Mitteleuropa. Sie bevorzugt mildes, trockenes Klima und wächst bevorzugt in Weinanbaugebieten. Dass sie eine alte Kulturpflanze ist, geht aus dem wissenschaftlichen Artnamen hervor: „sativa“ bedeutet „angepflanzt“. Offensichtlich schätzte schon Karl der Große den Baum, denn er ließ ihn in seine im Jahr 795 erstellte Landgüterverordnung „Capitulare de villis“ aufnehmen.

Die derben, oberseits glänzend dunkelgrünen, unterseits blassgrünen, lanzettlichen, zehn bis 30 Zentimeter langen Blätter, deren Ränder grob stachelig gezähnt sind, machen den Baum unverwechselbar.

Zur Blütezeit von Mai bis Juli findet man den Baum auch mit geschlossenen Augen, indem man dem süßlichen Duft folgt, den die gelblich-weißen, bis zu 25 Zentimeter langen männlichen Blütenstände ausströmen. Diese Kätzchen hüllen die gesamte Baumkrone wie einen Schleier ein.

Bei genauem Hinsehen entdeckt man kleine weibliche Blüten am Grunde der Kätzchen oder in eigenen Blütenständen. Aus ihnen entwickeln sich nach Bestäubung durch Bienen, Ameisen, Käfer oder den Wind glänzende, mahagoniebraune, zwei bis drei Zentimeter große Nüsse, die Maronen, von denen eine bis drei von einem stacheligen, gelblichgrünen, später braunen Fruchtbecher umschlossen sind. Wenn er im Oktober reif ist, öffnet er sich mit vier Klappen und gibt den Blick frei auf seinen wertvollen Inhalt: die Maronen enthalten 25 Prozent Stärke und 19 Prozent Zucker. Brot und Gebäck aus Esskastanienmehl sind glutenfrei und bereichern den Speiseplan von Zöliaki-Patienten.

Dem Holz der Eiche ähnlich, eignet sich das goldbraune Esskastanienholz zur Herstellung von Möbeln, Rebstöcken sowie als Konstruktionsholz für den Innen- und Außenbau. Wird ein Baum gefällt, schlagen aus dem Stock zahlreiche Triebe aus, sodass sich die Baumart sehr gut zur Bewirtschaftung im Stockausschlagswald (Niederwald) eignet.

Tipp: Weitere Esskastanien finden Sie auf dem Bleichwall, auf dem Kommandatenwall und auf dem Alten Friedhof.

Text und Fotos: Ingrid Müller