Stadtrundgang

Northeim ist immer für Überraschungen gut. Die meisten Menschen kennen die Stadt nur vom Vorbeifahren auf der Autobahn und erinnern sich beim Namen Northeim an die große künstliche Seenplatte, die von der Autobahn gut zu sehen ist, aber schnell wieder hinter sanften Hügeln und grünen Wäldern verschwindet. Dass Northeim eine mittelalterliche Hansestadt und Teil der Deutschen Fachwerkstraße ist, wissen die wenigsten. Denn um die mittelalterliche Stadt zu entdecken, muss man mitten in sie hinein.

Alte Stadtmauer

Die Architektur ändert sich schlagartig, wenn man den historischen Stadtkern durch die alten Wallanlagen und die Stadtmauer betritt. Die Stadtmauer, von 1252 bis 1305 erbaut, ist etwa zur Hälfte noch gut erhalten. Die Wälle wurden im 15. Jahrhundert zum Schutz gegen die aufkommenden Feuerwaffen angelegt. Die ehemaligen Wassergräben am Tourlaviller Wall haben sich zu einer kleinen Reihe von Teichen entwickelt, auf denen im Sommer die Enten schwimmen und im Winter die Northeimer Jugend Schlittschuh läuft. Von den alten Verteidigungsanlagen beeindrucken besonders die Streichwehr am Adolf-Hueg-Wall, 1627 von Tillys Truppen erbittert umkämpft, und das Bollwerk am oberen Tore. Letzteres wird von einem mächtigen Turm dominiert, der nach 1739 von der Northeimer Brauerei als Brauturm genutzt wurde. Heute befindet sich in dem Turm ein Jugend- und Kulturzentrum.

St. Blasien

Wer weiter in die Stadt vordringt, stößt früher oder später auf einen der beiden großen Plätze, den Münsterplatz oder den Marktplatz. Am Münsterplatz stehen viele der ältesten Fachwerkgebäude der Stadt und ganz Niedersachsens. Dominiert wird das Ensemble von den erhaltenen Gebäuden des ehemaligen Kloster Sankt Blasien.

Vor fast tausend Jahren gegründet war dieses Kloster eine der Keimzellen der späteren Stadt. Es gehörte zum Stammsitz der Northeimer Grafen, deren mächtiger Fürst Graf Otto von Northeim im 11. Jahrhundert als Herzog von Bayern eine der größten Würden des Reiches erlangte. Seine Gebeine und die seiner Familie sind noch heute in der Gruft der Klosterkapelle zu sehen. Besonders sehenswert sind auch die ehemalige Klosterschule und die Klosterbibliothek, deren Bücher sich heute in der Universitätsbibliothek Wolfenbüttel befinden. Ein ehemaliger Gewölbekeller wird von der Klosterschänke als Gastraum genutzt. Dort finden auf Bestellung für Gruppen auch Ritteressen statt.

Reddersen-Haus und Museum

Gegenüber vom ehemaligen Kloster steht eine geschlossene Reihe mittelalterlicher Bürgerhäuser. In einem der Fachwerkhäuser, dem Reddersen-Haus aus dem 15. Jahrhundert, ist heute die Tourist-Information untergebracht. Die ehemalige Pilgerherberge Sankt Spiritus, eines der bedeutendsten gotischen Fachwerkgebäude Niedersachsens, beherbergt das Museum der Stadt.

Marktplatz

Der Marktplatz bietet ein ganz anderes Bild. Zuerst fällt dem Besucher die Alte Wache auf. An diesem Fachwerkgebäude aus dem 18. Jahrhundert ist die Northeimer Marktordnung ausgehängt, die König George I. von Großbritannien als Kurfürst von Hannover 1716 für die Stadt Northeim erließ. Die Alte Wache war das erste militärischen Zwecken dienende Gebäude. Sie wurde 1734 direkt an die Fabian- und Sebastiankapelle angebaut. Diese Kapelle entstand 1349 bis 1391 aus Dankbarkeit für das Ende der Pest. Ein kleiner Turm wurde 1738 hinzugefügt.

Die Northeimer Bürgerhäuser

Die Innenstadt Northeims bietet ein harmonisches Stadtbild. Die geschlossenen Fronten der traufenständig gebauten Fachwerkhäuser werden nur an wenigen Stellen durch Backsteinbauten unterbrochen. Kriegseinwirkungen und mehrere Großbrände haben diese Fachwerklücken hinterlassen. Das Stadtbild wird hierdurch aber kaum beeinträchtigt, zumal die einzelnen Bauepochen ihre deutlich sichtbaren Zeugen hinterließen.

Besonders nach dem Stadtbrand im Jahr 1832 sind Neubauten mit bescheideneren Mitteln, aber doch in einheitlicher Fachwerkbauweise entstanden. Die nach dem Brand am östlichen Markt im Jahre 1892 in Backsteinbauweise errichteten Häuser beeinflussen das Stadtbild nicht unbedingt negativ. Sie zeigen in ihrer Geschlossenheit ein eindrucksvolles Bild des Baustils der Gründerzeit.

Breite Straße

Die Straße, die den Münsterplatz und den Marktplatz verbindet, ist die Breite Straße. Sie wurde schon als Marktstraße geplant und bildet den Kern der heutigen Fußgängerzone. Hier befinden sich geschlossene Gruppen von Fachwerkhäusern aus dem 16. Jahrhundert.
Eines der wohl schönsten Häuser ist das Kassebeersche Haus, das 1566 im spätgotischen Stil erbaut wurde. In den reichen Verzierungen zeigt sich schon der Einfluss der Renaissance.

Sankt-Sixti-Kirche und Theater der Nacht

Die schönsten Bereiche der Northeimer Innenstadt, die Gassen um die Sankt-Sixti-Kirche und um den Entenmarkt, liegen etwas verborgener. Sie wollen entdeckt werden. Teile der mittelalterlichen Hallenkirche Sankt Sixti stammen aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der leicht gedrehte Turm schraubt sich auf 63 Meter hinauf und prägt die Silhouette der Stadt. In den Gassen rund um die Kirche finden sich viele alte Fachwerkhäuser und Parkanlagen, die wenige Meter vom geschäftigen Treiben der Marktplätze Ruhe und Gemütlichkeit ausstrahlen. Zwischen den alten Gebäuden, Kirche und Stadtmauer steht die jüngste kulturelle und architektonische Sehenswürdigkeit Northeims, das märchenhafte Theater der Nacht. In diesem Puppen- und Figurentheater reisen Kinder und Erwachsene in die Länder von Fabel und Phantasie.

Entenmarkt

Rund um den Entenmarkt im nordöstlichen Teil der Altstadt erwarten den Besucher viele Kopfsteinpflastergassen, an denen einfache und prächtige Bürgerhäuser gleichermaßen liebevoll restauriert sind. Dieser Teil der Stadt hat mit seinen malerischen Fachwerkhäuschen einen ganz eigenen Charakter. Durch kleine Sprossenfenster dringt das warme Licht der Wohnstuben oder der kleinen Läden auf die Straße. Die schiefen Gebäude scheinen sich eins ans andere anzulehnen, um nicht umzufallen. An den Wänden wachsen Rosen und Efeu, und die großen Tore belegen, dass den Bewohnern im Mittelalter das Braurecht zustand.

Der Wieterturm

Schon 1442 war auf dem Wieter im Northeimer Stadtwald ein Wartturm errichtet worden. Auf dem Fundament dieses Turmes wurde 1883 der "Wieterturm" erbaut. Hierzu hatte sich 1882 ein "Turmbauverein" gebildet, zu dessen Gründungsmitgliedern Northeimer Honoratioren mit klangvollen Namen gehörten. Am 28. Juni 1883 konnte der Grundstein zum Turmbau gelegt werden. Noch im selben Jahr war der Turm fertig gestellt.

Tourist-Information

Einen Besuch der historischen Fachwerkstadt sollte man bei der Northeim Touristik beginnen. Dort gibt es einen Faltplan "Stadtrundgang durch das historische Northeim" (2 €) für diejenigen, die die Stadt "auf eigene Faust" erkunden wollen. Wer sich lieber einem der öffentlichen Stadtrundgänge anschließen oder eine Stadtführung buchen möchte, findet alle Termine, Themen und Preise hier.

Flyer zum Herunterladen