Geschichte

Die Waldbühne Northeim steht auf historischem Boden
Im späten Mittelalter stand auf dem Grund, der die Bezeichnung "Düsterer Winkel" trug, ein "verlorener Turm" als Teil der Landwehr. Der Turmwärter fungierte zugleich als Holzwärter. Nachdem Anfang des 18. Jahrhunderts eine Försterwohnung neben dem Turm geschaffen wurde, avancierte der Ort zum beliebten Ausflugsziel, "oft wanderten Gesellschaften zu ihrem Divertissement", stellten die frühen Chronisten fest und beschrieben den attraktiven Ausflugs-Ort nunmehr als "Brunnen vor dem Bürgerholze". Das gesunde Wasser der Quelle benötigte man zum Bierbrauen, als Löschwasser, zum Bleichen und zur Reinigung der Straßen.
Anfang des 19. Jahrhunderts diagnostizierte ein Northeimer Apotheker einen hohen Schwefelgehalt des Teichwassers. Eine frühe Wasseranlayse (1858) bestätigte, das Wasser war "gesund". Man träumte von einem "Bad bey Northeim", die Stadt tätigte mit dem Bau eines Gasthauses mit Tanzsaal, eines Badehauses, eines Schießstandes und einer Parkanlage erste Infrastrukturmaßnahmen. In der zweiten Jahrhunderthälfte nahm der Schwefelgehalt zunehmend ab und der Badebetrieb ging zurück.
Die Vorgeschichte der Waldbühne
Die heutige Waldbühne hat ihren Ursprung in einer beim Gesundbrunnen, einem damals beliebten Ausflugsziel der Northeimer, gelegenen ehemaligen Steinbruch, der seit Anfang des 20. Jahrhunderts als Freilichtbühne genutzt wurde. Im Juni 1907 kam es dort erstmals zur Aufführung eines Musikschauspiels. Im Juni 1922 war die Freilichtbühne anlässlich der Aufführung von Heinrich von Kleists Drama „Die Hermannsschlacht“ auch der Ort von politischen Auseinandersetzungen zwischen dem rechtsradikalen „Jungdeutschen Orden“ und der organisierten Arbeiterschaft Northeims.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 wurde die Freilichtbühne seit 1934 durch den „Reichsarbeitsdienst“ zu einem Thingplatz mit ausgebautem Naturtheater umgestaltet. Seit 1936 wurde die so genannte „Weihestätte Northeim“ dann für Tagungen und Feiern von NS-Organisationen, Turnfeste sowie Sonnenwendfeiern genutzt. Seit 1949 fanden auf der Freilichtbühne wieder Theateraufführungen statt. Seit 1965 wurde sie dann als „Waldbühne“ vor allem für Musikkonzerte genutzt.
Quelle: Ruth Röwer-Döhl, Zeitzeuge der Geschichte – die Waldbühne, in: Northeim im 20. Jahrhundert, Northeim 2002, S. 564-577
Von der "Thingstätte" zum demokratischen Symbol
Nach dem 2. Weltkrieg warben "Diplomaten in Weiß" (Deutsche Turner) für die junge Demokratie; nachdem die "Weihestätte" in "Freilichtbühne Niedersachsen" umbenannt worden war, fand am 14. September 1947 die inoffizielle erste Deutsche Meisterschaft der Kunstturner vor fast 10 000 Besuchern statt. Am Vortage trafen sich Vertreter der Turnausschüsse der westlichen Zonen und des Hauptsportamtes Berlin in Northeim und gründeten -sensationell- den "Deutschen Arbeitsausschuss Turnen" (DAT), den Vorläufer des am 2. September 1950 in Tübingen aus der Taufe gehobenen "Deutschen-Turner-Bundes". Die Northeimer Waldbühne war somit die Begegnungsstätte des 1. Deutschen Nachkriegsturntages!
Weitere Entwicklung
In den 50er Jahren war die Waldbühne durch die Aktivitäten der "Spielgemeinschaft Freilichtbühne Northeim" ein Mittelpunkt des kulturellen Lebens in der Stadt. In den 60ern fiel das Amphit-Theater in einen Dornröschen-Schlaf, der Zahn der Zeit, Wurzelfraß, Moose und Pilze schädigten das Mauerwerk. Anfang der 70er Jahre gab es Versuche, die Freilichtbühne als Veranstaltungsort für populäre Musik und internationalen Volkstanz zu etablieren. Nach Sanierungsarbeiten und infrastrukturellen Verbesserungen steht heute eine Open-Air-Arena zur Verfügung, die sich vielfältig nutzen lässt.